Interview mit Michael Härtel

In 2014 WM und EM fahren

Michael, wie viele Rennen bist Du in 2013 gefahren, bei wie vielen warst Du erfolgreich?

MICHI: Ich bin ungefähr 30 Rennen gefahren. So 6 bis 8 Rennen waren Langbahn, der Rest Speedway. Auf dem Treppchen bin ich oft gestanden. Neben der Junioren-DM und dem Bahnpokal waren der Gewinn des DEKA-Handicap-Finals in Werlte und der 2. Platz beim Goldenen Band in Olching die schönsten Erfolge.

 

Vor einem Jahr hast Du noch dazu tendiert nur Speedway zu fahren. Dein Mentor Robert Barth wollte dich zu mehr Langbahnrennen drängen. Hat er den Kampf um die Frage „Langbahn oder Speedway“ gewonnen?

MICHI: Nein, ich habe ja von Anfang an gesagt, dass ich bisserl Langbahn fahren möcht´. Dann ist es auch gut gegangen; ich habe gleich Dingolfing mit Maximum gewonnen. Dann habe ich mir zum Ziel gesetzt, im Langbahn-Pokal in Bad Zwischenahn mitzufahren. Dass ich das gewonnen habe, war natürlich ein guter Erfolg, wobei ich sagen muss, das mich der Sieg in Diedenbergen bei weitem mehr gefreit hat, weil ich auch in Zukunft mehr Speedway fahren möchte und in Diedenbergen waren fünf bis acht Fahrer, die alle hätten gewinnen können.

 

Wenn Du auf das Jahr 2013 zurückblickst, hast Du Dir -teilweise in der I-Lizenz und gegen I-Lizenz-Fahrer- das so leicht vorgestellt oder war es doch schwerer als Du erwartet hast?

MICHI: Nein, so leicht hätte ich es mir nicht vorgestellt und so leicht war es auch nicht. Wenn man das genauer betrachtet, zum Beispiel beim Fronleichnamsrennen in Olching bin ich zweimal von Startplatz rot gestartet, habe mich in der ersten Kurve gut durchsetzen können und, wenn man vor diesen guten Leuten ist, dann ist der Speed-Unterschied nicht mehr so extrem. Ich hab auch teilweise bisserl Glück gehabt, aber man muss auch entsprechend gut fahren können und deswegen bin ich mit der Saison auch sehr zufrieden. Ich hätte nie gedacht, dass ich in der ersten 500er Saison gleich Bahnpokal und U21-Meisterschaft gewinnen kann.

 

Was sagst Du denen, die Deine Erfolge allein mit deinem Gewichtvorteil erklären?

MICHI: Es kommt nicht unbedingt nur auf das Gewicht an. Man braucht auch einen guten Motor. Und auf einer 1000-Meter-Bahn wie Mühldorf kommt es auch darauf an, wie lange ich Vollgas fahre, ob ich eine saubere Linie fahr´, ob ich sanft fahre oder zu stark einknicke – es kommt einfach schwer auf die Fahrtechnik an. Es gibt auch Langbahnfahrer, die haben 70 kg, ich habe jetzt schon fast 60 kg; das sind dann nur noch 10 kg Unterschied. Wegen den 10 kg fahre ich jetzt nicht die gleichen Zeiten wie die Anderen – da steckt schon etwas mehr dahinter …

 

Du bist seit 2006 Bahnrennfahrer. Wann hast Du in diesen sieben Jahren am meisten gelernt?

MICHI: Das kann man so direkt nicht definieren. Ich habe über die ganzen Schülerklassen-Jahre immer wieder dazu gelernt, schon in der Schülerklasse A mit dem Deutschen Meistertitel im ersten Jahr. In der Schülerklasse B haben wir mit Robert Barth viel mit Motoren probiert. Das letzte Jahr mit der 125er war dann dominant. In der 250er war es das Gleiche; ich musste mich erst rantasten, am Ende hatte ich dann die Starts gut im Griff gehabt. In der 500er haben wir relativ schnell Fuß fassen können. Jetzt gilt es, das Niveau zu halten und nicht wieder abzusteigen, sondern kleine Schritte nach vorn zu machen.

 

Wie kam es zu dem schweren Sturz beim Langbahn-DM-Finale in Haunstetten? Wie hast Du das weggesteckt?

MICHI: Es gab keinen besonderen Druck in Haunstetten. Ich hatte vorher ja alles gewonnen und wollte dort einfach noch einmal Erfahrung sammeln. Im Training und im ersten Lauf lief es sehr gut. Ich denke, dass ich ohne den Sturz aufs Treppchen hätte fahren können. Der Sturz war eine dumme Geschichte. Er hat mich aber nicht so weit zurück geworfen. Am Montag, Dienstag habe ich mich auskuriert, das Wochenende darauf war ein Hammer-Wochenende, wo Freitag Landshut, Samstag Haunstetten und Sonntag Olching war. Da habe ich mich durchgebissen und in Olching noch den 2. Platz eingefahren.

 

Wie geht es 2014 weiter?

MICHI: Im Jahr 2014 werde ich schauen, dass ich im Speedway das Niveau halten kann. Ich darf dann auch EM und WM mitfahren, da ich ja dann 16 bin. Ich werde sicherlich bei den Teammeisterschaften und auch die U21-Einzelmeisterschaften mitfahren. Langbahn werde ich eher etwas weniger fahren. Ich will versuchen, auf der Langbahn bei etwas schwächer besetzten I-Lizenz-Rennen in der I-Lizenz mitzufahren.

 

Planst Du in absehbarer Zeit eine Profikarriere?

MICHI: Ich schließe nächstes Jahr die Realschule ab und habe mich bereits bei BMW für ein duales Berufsausbildungssystem beworben. Ich habe schon die Tests absolviert und mache mir Hoffnungen, dass es auch klappt. Ziel ist, die Ausbildung im Zweig Industriemechaniker in dreieinhalb Jahren mit dem Fachabitur durchzuziehen, vielleicht kann ich anschließend studieren. Motorrad fahren will ich weiter. Nächstes Jahr wird es noch relativ gut gehen, weil ich zwischen den Abschlussprüfungen und dem Beginn der Lehre einige Wochen Pause habe. Danach kann es extrem anstrengend werden, denn ich will in dreieinhalb Jahren eine Ausbildung machen, die normalerweise fünf Jahre dauert. Dann werde ich vielleicht einige Rennen auslassen müssen.

 

Für Dich kommt der Beruf vor der Rennfahrerkarriere?

MICHI: Im Sport kann so schnell etwas passieren. Dann bist Du für lange Zeit raus. Deshalb ist mir der Beruf einfach wichtiger.